Ein Flugzeug von Ryanair.
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Sven Wagner Sven Wagner
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Sven ist seit 2012 Redakteur bei ARIVA.DE. Sein weitreichendes Interesse an Kryptowährung und dem Finanzmarkt helfen ihm dabei, die aktuellsten Themen zu recherchieren und für die Community aufzubereiten.

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Ryanair trotzt Gewinnrückgang mit Rekordpassagieren und Aktienrückkauf – CEO O'Leary winkt Millionenbonus

Trotz eines Gewinnrückgangs um 16 Prozent meldet Ryanair ein Rekordjahr bei den Passagierzahlen. CEO Michael O’Leary könnte bei anhaltender Kursstärke einen Bonus von 100 Millionen Euro erhalten.
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Ryanair im Umbruch: Gewinn sinkt, Passagierzahlen steigen – Milliardenbewertung und Bonus für CEO O’Leary

Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair hat im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2024/25 bei gleichzeitig steigender Nachfrage einen deutlichen Rückgang des Jahresgewinns hinnehmen müssen. Während das Unternehmen mit rund 200,2 Millionen Fluggästen einen neuen Passagierrekord aufstellte, fiel der Jahresüberschuss um 16 Prozent auf 1,61 Milliarden Euro. Das Ergebnis lag im Rahmen der Analystenerwartungen und wurde vom Markt dennoch positiv aufgenommen: Der Aktienkurs legte nach Veröffentlichung der Zahlen um 3,3 Prozent auf über 23 Euro zu und befindet sich damit weiterhin deutlich über der kritischen Marke von 21 Euro – ein Niveau, das für CEO Michael O’Leary von besonderer Bedeutung ist.

Denn sollte die Ryanair-Aktie 28 Handelstage lang über 21 Euro notieren, greift ein lukrativer Bonusplan, der O’Leary Aktienoptionen im Wert von bis zu 100 Millionen Euro zusichert. Seit dem 2. Mai hält sich der Kurs über dieser Schwelle – damit ist der CEO so nah an der Auszahlung wie noch nie zuvor.


Günstige Tickets belasten Margen – Zusatzgebühren kompensieren nur teilweise

Der Gewinnrückgang resultiert vor allem aus einem Rückgang der durchschnittlichen Ticketpreise um sieben Prozent. Trotz gestiegener Passagierzahlen führten die Preissenkungen zu einem geringeren Umsatzwachstum. Ryanair begründet dies mit zurückhaltendem Konsumverhalten sowie einem massiven Einbruch bei Buchungen über Online-Reisebüros, nachdem man mit diesen in einen öffentlichen Streit geraten war.

Zwar kompensieren hohe Zusatzgebühren für Gepäck, Sitzplatzwahl und weitere Serviceleistungen einen Teil der Einbußen, dennoch zeigen sich die Margen belastet. Ryanair ist dafür bekannt, auf manchen Strecken Tickets für unter 20 Euro anzubieten – jedoch sind Endpreise durch Zusatzkosten oft deutlich höher. Die Airline plant, Papier-Bordkarten im Laufe des Jahres abzuschaffen, um weiter Kosten zu reduzieren und Prozesse zu digitalisieren.


Engpässe bei Boeing (Boeing Aktie) bremsen Kapazitätsausbau

Ein weiterer Belastungsfaktor für das Geschäftsjahr waren Lieferverzögerungen beim Flugzeughersteller Boeing, die Ryanair zum wiederholten Male dazu zwangen, ihre Prognosen für das Passagierwachstum zu senken. Ursprünglich hatte der Vorstand ein Volumen von 215 Millionen Passagieren für das Geschäftsjahr 2026 avisiert. Aufgrund der Boeing-Probleme wurde dieses Ziel auf 206 Millionen reduziert. Im abgelaufenen Jahr konnte Ryanair bereits 200,2 Millionen Fluggäste befördern – ein Plus im Vergleich zum Vorjahr, aber unterhalb der ursprünglichen Planung.

Ryanair-Chef O’Leary zeigte sich in Bezug auf den kommenden Sommer dennoch optimistisch: Die Buchungslage sei stabil, und er rechne mit moderat steigenden Ticketpreisen im laufenden Geschäftsjahr 2025/26. Der Sommer gilt als traditionell starke Reisezeit für Airlines.


Aktie mit deutlicher Outperformance – Rückkauf von 750 Millionen Euro geplant

Die Ryanair-Aktie entwickelte sich in den letzten Monaten besser als die Konkurrenz: Seit Jahresbeginn legte das Papier um rund 18 Prozent zu, während Wizz Air um 14 Prozent stieg und EasyJet sogar zwei Prozent verlor. Analysten von Peel Hunt bestätigten ihre Einstufung „Halten“ mit einem Kursziel von 21,50 Euro, obwohl sie darauf hinwiesen, dass Ryanair aktuell mit einem „signifikanten Bewertungsaufschlag“ gegenüber Wettbewerbern gehandelt wird.

Positiv aufgenommen wurde die Ankündigung eines weiteren Aktienrückkaufprogramms im Umfang von 750 Millionen Euro, das innerhalb der kommenden sechs bis zwölf Monate umgesetzt werden soll. Rückkäufe gelten am Markt als Signal für eine solide Bilanzlage und können langfristig den Gewinn je Aktie erhöhen.


Tarifkonflikte in Spanien: Rückforderungen bei Kabinenpersonal

Für Unruhe sorgt derzeit ein arbeitsrechtlicher Streit in Spanien, bei dem Ryanair einige Flugbegleiter zur Rückzahlung von Gehaltserhöhungen auffordert. Hintergrund ist eine zwischenzeitlich für ungültig erklärte Vereinbarung zwischen Ryanair und der Gewerkschaft CCOO, die von der konkurrierenden Gewerkschaft USO vor Gericht angefochten wurde. Infolge des Urteils verlangte das Unternehmen von nicht bei CCOO organisierten Mitarbeitern, mehrere Tausend Euro an erhaltenen Gehaltszuschlägen zurückzuzahlen.

Die Maßnahme trifft insbesondere Flugbegleiter mit niedrigen Einkommen. Laut internen Dokumenten wurden Rückforderungen in Höhe von rund 3.800 Euro pro Person ausgesprochen. Einige Mitarbeiter berichten, ihr Gehalt bewege sich nahe am gesetzlichen Mindestlohn in Spanien, der derzeit bei 1.184 Euro im Monat liegt. Ryanair kommentierte den Vorfall lediglich dahingehend, dass man sich an die rechtlichen Vorgaben halte.


Externe Risiken bleiben: Zollstreit und geopolitische Unsicherheiten

Trotz robuster Sommeraussichten warnt Ryanair vor möglichen Belastungen durch geopolitische Spannungen, makroökonomische Unsicherheiten und Zollkonflikte. Insbesondere der schwelende Handelsstreit zwischen den USA und der EU könnte sich nachteilig auf das Geschäft auswirken – zumal Ryanair eine reine Boeing-Flotte betreibt und als größter europäischer Kunde des US-Herstellers gilt.

Im Raum steht sogar eine Drohung seitens Ryanair, Bestellungen im Volumen von 33 Milliarden US-Dollar zu stornieren, falls Strafzölle auf US-Flugzeuge eingeführt werden. Die Europäische Union hatte kürzlich Gegenmaßnahmen angedeutet, sollte es zu einer Eskalation im Zollstreit kommen. Auch die schwache US-Konjunktur und eine potenzielle Abkühlung der transatlantischen Reisetätigkeit stellen Risikofaktoren dar.


Fazit: Starke operative Leistung trotz Gegenwind

Ryanair demonstriert trotz externer Herausforderungen eine bemerkenswerte operative Stabilität. Die Passagierzahlen steigen, der Aktienkurs hält sich robust, und das Unternehmen agiert strategisch mit einem großen Rückkaufprogramm. Zwar drücken geringere Ticketpreise und höhere Personalkosten auf den Gewinn, doch die mittelfristigen Aussichten – insbesondere für den Sommer 2025 – bleiben positiv. Der Bonusmechanismus für CEO O’Leary zeigt zudem, dass auch die Führungsspitze stark an den wirtschaftlichen Erfolg gekoppelt ist.

Allerdings wird es für Ryanair entscheidend sein, wie sich die geopolitischen und handelsbezogenen Unsicherheiten entwickeln. Das Verhältnis zu Boeing, mögliche neue Zölle und arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen in den operativen Kernmärkten könnten das Bild im laufenden Jahr noch beeinflussen.


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